Seit das Walzwerk-Areal 2017 in den Besitz des Immobilienunternehmens SF Urban Properties AG (nachfolgend SFUP) übergegangen ist, verfolgt SFUP mit der Weiterentwicklung des ursprünglichen Industriequartiers die Vision, das Areal räumlich zu erweitern. Gleichzeitig sollen neue Mieter aus verschiedenen Bereichen die verankerten Gewerbebetriebe sinnvoll ergänzen. Dieser Artikel vermittelt einen kurzen Überblick über die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftig geplanten Entwicklungen auf dem Areal und zeigt zudem, welche Aktivitäten den Bekanntheitsgrad des Walzwerks über die Grenzen von Münchenstein und Arlesheim hinaus erhöhen.
Mietervielfalt wird grossgeschrieben
Nach der Erstellung der Machbarkeitsstudie steht SFUP seit 2020 in direktem Austausch mit der bestehenden Mieterschaft, damit deren diverse Bedürfnisse in Bezug auf die Mietflächen identifiziert werden können. Die Zusammenarbeit mit den lokalen Unternehmen legt die Grundlage für die Vereinbarkeit der unterschiedlichen Mieteranliegen mit der zonenkonformen Realisierung neuer Gebäude und Sanierungen und den Opportunitäten eines Quartierplanverfahrens. Die Berücksichtigung dieser unterschiedlichen Bedürfnisse erfordert frühzeitige infrastrukturelle, logistische und städtebauliche Überlegungen. So wurde vor Kurzem für eine erste bauliche Massnahme der südöstliche Perimeter des Areals in den Fokus gerückt (Abb. 1). Im Süden des Areals sollen die unbebauten Parkplatzflächen durch ihre Nähe zur Strasse neuen Gewerbeflächen im Erdgeschoss dienen und in den oberen Geschossen flexible Büroräumlichkeiten mit Blick auf die Stadtgärtnerei entstehen. Die künftigen Mietflächen sind bereits heute für bestehende Mieter:innen des Walzwerks reserviert, die mit ihrem Unternehmen weiteres Wachstum anstreben oder sich durch ihren Umzug eine langfristige Lösung wünschen. Diese punktuelle Verlagerung der Mieterschaft erlaubt so nach und nach weitere Sanierungen und Umbauten auf freiwerdende Flächen. Des Weiteren kann im Rahmen der Gesamtplanung das nordöstlichste Gebäude mit dessen hohen Betriebs-, Unterhalts- und Reparaturkosten und ineffizienter Raumaufteilung als Ersatzneubau projektiert (Abb. 2). Die verbleibenden Flächen können zum Einen den bestehenden Betrieben dienen und zum Anderen mit zusätzlichen externen Mietinteressenten aus der Forschungs-, Entwicklungs- oder Technologiebranche dem Walzwerk und seiner bestehenden Mieterschaft weiteren Innovationsgeist verleihen. Dass Innovation bereits jetzt schon auf dem Areal grossgeschrieben wird, zeigt sich durch zahlreiche Synergien zwischen den einzelnen Betrieben und an der Unterstützung der traditionellen Arbeitsweise durch moderne Verarbeitungsmethoden, so z. B. die Bearbeitung von verschiedenen Materialien mit Fräs- und Lasertechniken sowie deren Kombination mit bewährten traditionellen Methoden vom Giessen zum Schleifen. Aktuell bietet das Walzwerk Raum für etwa 100 Mieter aus unterschiedlichsten Branchen.
Ein umfangreiches Angebot an Kultur und Kulinarik
Daneben leisten Gastronomie und Kultur einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Visibilität des Walzwerks als lebendiges, vielfältiges, innovatives und kreatives Terrain. So wurde SFUP beispielsweise von einigen Mietern angefragt, ob die Mittagsverpflegung auf dem Areal für Betriebe, deren Mitarbeiter und Gäste erweitert werden könne. Der erste Gastronomiebetrieb ist die seit Jahren auf dem Areal ansässige Kantine des Vereins für Sozialpsychiatrie. Seit 2021 wird das kulinarische Angebot durch internationale Küche bereichert. Der gute Ruf von «Pitza» und «Take Thai» geht weit über die Arealgrenzen hinaus und lockt regelmässig auswärtige Besucher auf das Walzwerk, auch in den Abendstunden.
Seitens SFUP wurde zudem darauf Wert gelegt, dass das bekannte «fahrbar»-Depot möglichst rasch als Event-Location weitergenutzt werden kann. Dabei wurde mit einem Münchensteiner Gastronomen ein neuer Mietvertrag über zehn Jahre abgeschlossen. Nach deren Umbau ist die eindrückliche, luftige Eventhalle jeweils Monate weit im Voraus ausgebucht. Einige weltbekannte DJs haben bereits in der Walzhalle Konzerte gegeben und damit Alt und Jung aus Basel und Umgebung aufs Walzwerk gelockt. Mittlerweile hat sich ein Nachbarmieter, dem ein Beratungsunternehmen gehört, an dem Brand «Walzhalle» beteiligt und unterstützt mit seinem Know-how die Belebung der attraktiven Location.
Darüber hinaus wurde durch den Abtransport des sanierungsbedürftigen Bahnwagens «fahrbar» auf dem Arealkern ein sonniger Freiraum zu Gunsten der ansässigen Betriebe geschaffen. Der Bau des Holzdecks sowie die lokale und biodiverse Bepflanzung erfolgte direkt durch Mieter:innen auf dem Areal. SFUP sorgte durch die Organisation und anteilige Kostenübernahme des Transports dafür, dass der im Birstal allerorts geschätzte Bahnwagen ein zweites Leben bei der Brauerei Birtel auf dem Dreispitz-Areal bekommen hat.
Neuer Kulturverein
Für neuen Wind auf dem Areal sorgt ausserdem der neugeschaffene «Verein Walzwerk Residence». Dieser bietet einen kostenlosen Aufenthalt für junge Kulturschaffende, welche mit den ansässigen Betrieben, Mitarbeitern, unabhängigen Kulturschaffenden und Handwerkern arbeiten und so ihre Kreativität ausleben können. Die Kulturschaffenden kommen aus der ganzen Welt und schliessen ihren Aufenthalt auf dem Areal jeweils mit einer öffentlichen Ausstellung ab. Das Haus, in dem die Künstler wohnen, ist eine Liegenschaft der SFUP, befindet sich 100 Meter vom Areal entfernt und wurde in Partnerschaft mit Mietern des Areals gründlich saniert.