22. November 2023 | Philippe Bach

Energiewende: Erläuterungen zum IDC (Wärmeverbrauchsindex) anhand eines praktischen Falls in unserem Portfolio

Die Energiewende im Schweizer Immobiliensektor unterliegt einer ständigen Weiterentwicklung und geht mit umfassenden Zielen zur Reduktion der CO2-Emissionen einher, die in den nächsten Jahren erreicht werden sollen. Schwerpunkt dieses Artikels sind der Kanton Genf und die sogenannten IDC (indices de dépense de chaleur – Wärmeverbrauchsindizes), die anhand eines praktischen Falls in Zusammenhang mit einer Liegenschaft unseres Portfolios in Genf behandelt werden.

Die Debatte über die Beibehaltung der IDC bzw. über den Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) als valablen Ersatz der IDC mit entsprechenden Empfehlungen ist in diesem Herbst in Genf in vollem Gange. Parallel dazu zeichnen sich auf der politischen Bühne mehrere Neuentwicklungen ab.1 Dennoch haben wir beschlossen, Ihnen diese Studie vorzustellen, zumal die energetische Sanierung einer unserer Liegenschaften in Genf konkret diskutiert wird. Oberstes Ziel dabei ist, die IDC-Schwellenwerte einzuhalten oder eine Mindesteinstufung gemäss dem GEAK zu erreichen.

Worum handelt es sich beim IDC?2

Im Genfer Energiegesetz (LEn) und dessen Ausführungsverordnung (REn) ist der Grenzwert für den Wärmeverbrauch jedes Gebäudes festgelegt. Dieser wird als IDC bzw. Wärmeverbrauchsindex bezeichnet. Konkret handelt es sich um einen Index zur Erfassung des Heizungsverbrauchs eines Gebäudes (Heizung und Warmwasser), ausgedrückt in Megajoule pro Quadratmeter Wohnfläche pro Jahr (MJ/m2/Jahr). Die Berechnung erfolgt, indem der jährliche Wärmeenergieverbrauch des Gebäudes durch die Energiebezugsfläche dividiert wird. Die Berechnung ist für alle beheizten Gebäude des Kantons obligatorisch.

Ab dem 1. September 2022 wurde der Grenzwert auf 450 MJ/m2/Jahr (125 kWh/m2/Jahr) festgelegt. Wird dieser Wert überschritten, ist eine energetische Sanierung des Gebäudes erforderlich. Dies umfasst die Durchführung eines Energieaudits und Optimierungsmassnahmen müssen ergriffen werden, insbesondere für die technischen Anlagen. Bei Überschreitung des Schwellenwerts von 450 MJ/m2/Jahr kommen bestimmte Massnahmen zur Anwendung, um den Schwellenwert wieder zu unterschreiten:

  • IDC < 550 MJ/m2/Jahr: nur Optimierungsmassnahmen erforderlich (Energieaudit fakultativ);
  • IDC </= 800 MJ/m2/Jahr: Optimierungsmassnahmen und Energieaudit erforderlich;
  • IDC > 800 MJ/m2/Jahr (signifikante Überschreitung des Schwellenwerts): energetische Sanierung des Gebäudes obligatorisch.

Darüber hinaus ist vorgesehen, den Schwellenwert für die signifikante Überschreitung des IDC schrittweise zu senken:

  • vom 1. September 2022 bis zum 31. Dezember 2026: 800 MJ/m2/Jahr (222 kWh/m2/Jahr);
  • vom 1. Januar 2027 bis zum 31. Dezember 2030: 650 MJ/m2/Jahr (180 kWh/m2/Jahr);
  • ab 1. Januar 2031: 550 MJ/m2/Jahr (153 kWh/m2/Jahr).

Bisherige durchschnittliche IDC und Etappenziele in Bezug auf den Genfer Bestand, Energierichtplan 2020–2030

Worin besteht die Herausforderung bei unserem Gebäude?

Unsere Anlagestiftung ist Eigentümerin eines überwiegend für Wohnzwecke genutzten Gebäudes in Genf. Dieses im klassischen Architekturstil erbaute Objekt ist ein Altbau und es steht unter Schutz. Das Gebäude wird mit Erdgas geheizt, und die Fassade ist nicht isoliert. Unser IDC in diesem Gebäude betrug in den letzten drei Jahren durchschnittlich 638 MJ/m2/Jahr. Das ist ein eher hoher Wert, bedeutet aber keine signifikante Überschreitung des Schwellenwerts von 800 MJ/m2/Jahr. Dementsprechend erfordert es einen Energieaudit und weitere Optimierungsmassnahmen, um wieder unter den Grenzwert von 450 MJ/m2/Jahr zu gelangen. Hinzu kommt, dass das Gebäude ab Januar 2031 den neu definierten Schwellenwert von 550 MJ/m2/Jahr signifikant überschreiten wird, was eine umfassende energetische Sanierung des Gebäudes beinhaltet.

Unsere Lösungsvorschläge

Da die Akquisition vor vergleichsweise kurzer Zeit getätigt wurde, lagen uns nicht alle Daten vor, die für die Optimierung des IDC dieses Gebäudes erforderlich sind. Deshalb haben wir zunächst Pläne erstellt, um die Energiebezugsflächen zu berechnen. Dies ermöglichte uns im Folgenden, einen externen Anbieter mit der Ausstellung eines GEAK Plus mit verschiedenen Optimierungsvorschlägen (Energieaudit) zu beauftragen.

Das Ergebnis des GEAK Plus war vollständig übereinstimmend mit unserem eher hohen IDC. Konkret erhielten wir Klasse G für die Effizienz der Gebäudehülle, Klasse E für die globale Energieeffizienz sowie Klasse G für die direkten CO2-Emissionen. Dementsprechend konnten uns drei Optimierungsvarianten vorgeschlagen werden. Aufgrund der laufenden Diskussionen über eine potenzielle Abschaffung der IDC zugunsten von Auflagen auf Grundlage des GEAK haben wir zwei Überlegungen angestellt, die auf Schätzungen nach IDC- und GEAK-orientierten Sanierungen basieren.

  • Variante A: Optimierung => CHF 175 000*

Variante mit minimalem Aufwand, aber grösstem Effekt für den IDC. Voraussichtlicher IDC: 378 MJ/m2/Jahr, Energieeffizienz der Gebäudehülle: GEAK D.

(d. h. im Wesentlichen: gezielte Dämmungsmassnahmen, Austausch bestimmter Verglasungen mit geringer Energieeffizienz, Optimierung der Heizungsanlage, Einbau von Solarpaneelen und Umstellung auf Lüftungsanlage mit einfacher Luftstromregelung).

  • Variante B: Erreichung der CO2-Neutralität => CHF 390 000*

Variante mit mässigem Aufwand. Voraussichtlicher IDC: 226 MJ/m2/Jahr, Energieeffizienz der Gebäudehülle: GEAK C.

(d. h. im Wesentlichen: neben gezielten Dämmungsmassnahmen bestimmter Fassaden, Austausch bestimmter Verglasungen mit geringer Energieeffizienz, Optimierung der Heizungsanlage mit Einbau einer Luft-Wasser-Wärmepumpe, Einbau von Solar- und Photovoltaikpanelen und Umstellung auf Lüftungsanlage mit einfacher Luftstromregelung).

  • Variante C: HPE-Sanierung => CHF 440 000*

Variante mit umfassendem Aufwand zur Erreichung des HPE-Standards3 mit entsprechender Befreiung von der Grundsteuer über 20 Jahre. Voraussichtlicher IDC: 197 MJ/m2/Jahr, Energieeffizienz der Gebäudehülle: GEAK B.

(d. h. im Wesentlichen: Dämmung sämtlicher Fassaden, Austausch bestimmter Verglasungen mit geringer Energieeffizienz, Optimierung der Heizungsanlage mit Einbau einer Luft-Wasser-Wärmepumpe, Einbau von Solar- und Photovoltaikpaneelen und Umstellung auf Lüftungsanlage mit einfacher Luftstromregelung).

  • Alternative: Verkauf an einen Dritten

*Zu beachten ist, dass diese Beträge keine Steuern enthalten und nach dem Stand unserer Analyse um 25% abweichen können.

Aufgrund dieser Feststellungen ist nun zu klären, ob wir diese Arbeiten vornehmen wollen und – falls ja – in welchem Umfang. Oder sollte das Objekt an einen Dritten verkauft werden – selbstverständlich unter Beachtung der Nachhaltigkeitsziele unserer Gruppe?

Mögliche Perspektiven

Die Entwicklung im Kanton Waadt mit der Revision des Energiegesetzes (aktuell in der Vernehmlassung4) und die Einführung von Auflagen auf Grundlage des GEAK vollziehen sich mit einem Timing, das mit dem politischen Kontext von Genf vergleichbar ist. Eine Harmonisierung der Auflagen der Kantone Waadt und Genf erscheint uns angebracht. Die Vereinfachung der Vorgehensweisen würde ermöglichen, den verschiedenen betroffenen Fachkreisen mehr Klarheit zu verschaffen.

Auch die jüngst positive Genfer Entscheidung über die Abschaffung der IDC muss in unserer Strategie angemessen berücksichtigt werden, auch wenn bis zur Erreichung eines politischen Konsenses noch einige Monate Stillstand herrschen wird. Tatsächlich geht es darum, das richtige Gleichgewicht zu finden, um die Auflagen in Bezug auf das Timing der Sanierung festzulegen, die weder zu streng sein noch zu langsam erfolgen darf. Entscheidend ist, ob die Genfer die IDC beibehalten oder eher durch die systematische Nutzung des GEAK samt Auflagen für die energetische Sanierung der energieintensivsten Gebäude ersetzt werden (F und G, Energieeffizienz der Gebäudehülle). Da über diesen Entscheid in den nächsten Monaten weiter debattiert wird, informieren wir Sie in einem nächsten Artikel über die gewählte Strategie.

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