Der Eigenmietwert entspricht einem fiktiven Betrag, den ein Hauseigentümer bei der Vermietung der Fläche von einem Dritten erhalten würde. Dieser Betrag ist bei der Berechnung der Einkommensteuer zu addieren. Hingegen können Aufwendungen für Zinsen und Instandhaltungen in Abzug gebracht werden. Hintergrund dieser Regelung ist das Gewährleisten einer steuerlichen Gleichbehandlung von Mietern und Eigentümern, da die Miete keine abzugsfähige Position des steuerbaren Einkommens darstellt. Nun präsentierte die WAK (Kommissionen für Wirtschaft und Abgaben) im August 2018 die Eckwerte einer Abschaffung des Eigenmietwerts.
Welche Konsequenzen resultieren für Schweizer Haushalte und wer profitiert von einem Systemwechsel? Aufgrund des Wegfalls der Abzugsmöglichkeit von Schuldzinsen werden Schweizer Haushalte tendenziell die Kreditaufnahme reduzieren. In Bezug auf die anfängliche Beobachtung des hohen Verschuldungsgrades kann eine Stabilisierung der Finanzmärkte und eine Gleichbehandlung von Immobilienkäufern mit Eigenmitteln gewährleistet werden.
«Junge Ersterwerber, die Fremdmittel aufnehmen müssen, sind aufgrund fehlender Abzugsmöglichkeiten benachteiligt. Eine plötzliche Zinswende würde diesen Effekt verstärken. Auch werden Eigentümer geneigt sein, Instandhaltungen zu reduzieren oder in die Zukunft zu «schieben».»
Dies würde dem bislang auffallend gut erhaltenen Zustand der Schweizer Immobilien entgegenwirken. Zusammenfassend werden die Konsequenzen der Abschaffung des Eigenmietwerts deutlich. Das finanzwirtschaftliche Umfeld und die Geldpolitik sind zu berücksichtigende Determinanten.
Die Auswirkungen werden massgeblich durch den Belehnungsgrad, Höhe der Hypothekarzinsen, Anteil des Eigenmietwertes der Höhe der Sanierungs- und Unterhaltskosten bestimmt. Vor dem Hintergrund der zahlreichen Neuregelungsversuchen bleibt abzuwarten welche Anpassungen gesetzlich verankert werden.
Mara Ludwig
Die Tatsache, dass private Haushalte in der Schweiz einen der höchsten Verschuldungsgrade im internationalen Vergleich aufweisen, löst häufig Verwunderung aus. Das hohe Niveau der Kreditvergabe ist mehreren Faktoren geschuldet wie z.B. das Niedrigzinsumfeld oder das Schweizer Modell des Eigenmietwertes.